Euro schwächelt aufgrund politischer Turbulenzen
EUR/USD bleibt unter Druck – bedingt durch Sorgen über Frankreich und eine allgemeine Risikoaversion an den Märkten.
Der Euro fällt den dritten Tag in Folge und nähert sich der Marke von 1,1600. Die politische Blockade in Frankreich setzt die Gemeinschaftswährung weiter unter Druck, während die fehlenden Fortschritte bei der Wiederaufnahme der US-Regierungsfinanzierung den Dollar als sicheren Hafen stärken.
Marktüberblick Aufwärtsversuche des EUR/USD bleiben begrenzt. Das Paar erreichte am Mittwochmorgen 1,1635, fiel jedoch anschließend wieder auf den Bereich um 1,1620 zurück und näherte sich damit dem Monatstief bei 1,1607. Aussagen des ehemaligen französischen Premierministers Sébastien Lecornu, der Neuwahlen ausschloss, sorgten kurzfristig für etwas Entspannung. Dennoch bleibt die politische Unsicherheit in Frankreich ein wesentliches Hindernis für eine nachhaltige Euro-Erholung.
Der Druck auf den Euro nahm zu, da der französische Präsident Emmanuel Macron zunehmend unter Druck steht, Neuwahlen auszurufen. Ehemalige Verbündete schließen sich den Forderungen der Opposition an, und Ratingagenturen warnen vor einer möglichen weiteren Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit, sollte die politische Pattsituation anhalten.
Lage in den USA Auch jenseits des Atlantiks ist das Bild kaum besser. Demokraten und Republikaner im US-Senat konnten sich bislang nicht auf eine Wiederaufnahme der Haushaltsfinanzierung einigen. Während der „Government Shutdown“ in die zweite Woche geht, beziffert Polymarket die Chance auf eine Einigung in dieser Woche auf nur 23 %. Der Stillstand belastet die Marktstimmung und treibt die Nachfrage nach dem US-Dollar und anderen sicheren Anlagen an.
Wirtschaftskalender Am Mittwoch richtet sich der Fokus auf das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank (Fed). In der europäischen Sitzung treten EZB-Vertreter, darunter Präsidentin Christine Lagarde, auf. Später am Tag werden zudem Äußerungen mehrerer Fed-Vertreter erwartet.
Euro-Kurs heute Die folgende Tabelle zeigt die prozentuale Veränderung des Euro (EUR) gegenüber den wichtigsten Währungen. Der Euro war heute am stärksten gegenüber dem Neuseeland-Dollar.
Tagesüberblick: Politische Unsicherheit belastet den Euro Die zunehmende politische Unsicherheit in Frankreich drückt weiterhin auf den Euro, während Sorgen über einen verlängerten US-Regierungsstillstand die Nachfrage nach dem Dollar erhöhen. Ohne neue makroökonomische Impulse dürfte der Abwärtstrend des EUR/USD anhalten.
Am Dienstag bekräftigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass der Desinflationsprozess in der Eurozone abgeschlossen sei, und äußerte die Hoffnung, dass Frankreich seine internationalen Verpflichtungen erfüllt und rechtzeitig ein Budget vorlegt.
Daten aus der Eurozone konnten die Anlegerstimmung nicht verbessern. Die deutschen Auftragseingänge gingen im August um 0,8 % zurück (Erwartung: +1,4 %) nach einem Rückgang von 2,7 % im Juli. Im Jahresvergleich stiegen die Bestellungen um 1,5 % nach einem Rückgang von 3,3 % im Vormonat.
US-Notenbank: Unterschiedliche Signale Fed-Vertreter bleiben uneins. Neel Kashkari, Präsident der Fed Minneapolis, warnte vor einem Inflationsschub, falls die Zinsen zu schnell gesenkt werden. Stephen Miran, neu ernannter Fed-Gouverneur, erklärte hingegen, dass die Inflation auf Bevölkerungswachstum zurückzuführen sei und eine Lockerung der Geldpolitik notwendig bleibe.
Technische Analyse: EUR/USD gefährlich nah an der Unterstützung bei 1,1610 Das technische Bild des EUR/USD zeigt starken Abwärtsdruck. Der Relative-Stärke-Index (RSI) im 4-Stunden-Chart liegt niedrig, aber noch nicht im überverkauften Bereich. Der MACD bleibt deutlich unter der Signallinie, und die zunehmenden roten Histogrammbalken deuten auf weiteres Abwärtspotenzial hin.
Die Verkäufer testen derzeit die Unterstützung bei 1,1610 – ein Niveau, das bereits am 2. und 3. September gehalten hat. Darunter liegt das nächste Ziel bei den Tiefs vom 22. und 27. August um 1,1575 sowie das Tief vom 5. August bei 1,1530, das kurzfristig jedoch unwahrscheinlich erscheint.
Erholungsversuche dürften zunächst auf Widerstand bei 1,1645 (Tiefs vom 25. September und 6. Oktober) stoßen, bevor die fallende Trendlinie bei etwa 1,1720 ins Spiel kommt. Ein Ausbruch darüber könnte eine Trendwende signalisieren und den Weg zu den Hochs der vergangenen Woche bei 1,1765–1,1775 eröffnen.