Inflationsanstieg könnte die Glaubwürdigkeit der Fed auf die Probe stellen
Fünf finale Kandidaten für den Vorsitz der US-Notenbank bekannt gegeben; Märkte warten auf Entscheidung des Präsidenten
Der US-Finanzminister Scott Bessent hat offiziell die Shortlist mit fünf finalen Kandidaten für die Nachfolge von Jerome Powell als Vorsitzender der Federal Reserve (Fed) vorgestellt. Laut Thu Lan Nguyen, Leiterin der Abteilung für Devisen- und Rohstoffforschung bei der Commerzbank, umfasst die Liste bekannte Persönlichkeiten sowohl aus dem inneren Kreis der Notenbank als auch aus der Privatwirtschaft – ein Spiegelbild aus institutioneller Erfahrung und exekutivem Einfluss.
Die folgenden fünf Personen stehen zur Auswahl:
Christopher Waller – derzeitiges Mitglied des Gouverneursrats der Fed
Michelle Bowmann – ebenfalls Mitglied des Gouverneursrats der Fed
Kevin Warsh – ehemaliges Fed-Gouverneursratsmitglied
Kevin Hassett – Wirtschaftsberater des Weißen Hauses
Rick Rieder – leitender Manager bei BlackRock
Diese Namen kursierten in den letzten Wochen häufig, daher kommt ihre Aufnahme in die endgültige Liste für Marktteilnehmer nicht überraschend. Entsprechend reagierten die Finanzmärkte kaum auf die Bekanntgabe.
Auch wenn die Liste an sich keine Überraschung war, warnen Analysten, dass der Präsident der Vereinigten Staaten voraussichtlich einen Kandidaten wählen wird, der seiner wirtschaftspolitischen Agenda nahe steht. In der aktuellen Situation bedeutet dies die Wahl einer Person, die aggressive Zinssenkungen unterstützt – eine Haltung, die mit der jüngsten Wende der Fed hin zu einer lockereren Geldpolitik übereinstimmt.
Für diese Woche wird eine weitere Zinssenkung allgemein erwartet. Die Ernennung eines „taubenhaften“ (dovish) Kandidaten könnte die Erwartungen an zusätzliche Lockerungen in den kommenden Monaten verstärken. Die Commerzbank warnt jedoch, dass die Politisierung der Fed sichtbarer werden könnte, sobald die Zentralbank in einen Konflikt zwischen ihren beiden Mandaten gerät: Inflationsbekämpfung und Unterstützung des Arbeitsmarktes.
Da die Inflation weiter steigt, könnte sich die Fed in einer schwierigen Lage wiederfinden. Falls der nächste Vorsitzende trotz zunehmenden Preisdrucks stark auf Zinssenkungen setzt, könnte der US-Dollar erneut unter Abwertungsdruck geraten. Diese Dynamik könnte sich in den kommenden Monaten verstärken, insbesondere wenn die Inflation das Lohnwachstum übertrifft und die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes nachlässt.
Bisher hat die Ankündigung keine nennenswerte Volatilität an den Devisenmärkten ausgelöst. Händler warten auf die endgültige Entscheidung des Präsidenten, die noch vor Jahresende erwartet wird. Das Ergebnis dürfte den Kurs für Zinsen, Anleiherenditen und Währungsbewertungen bis ins Jahr 2026 maßgeblich bestimmen.
Anlegern wird geraten, nicht nur die bevorstehende geldpolitische Erklärung der Fed, sondern auch Signale über die langfristige Ausrichtung unter der neuen Führung genau zu beobachten. Das Gleichgewicht zwischen Inflationskontrolle und Unterstützung des Arbeitsmarktes wird entscheidend für die Glaubwürdigkeit der Fed und die Stärke des US-Dollars sein.