Globale Lieferrisiken nehmen zu
Ölpreise steigen erneut – Commerzbank
Die Ölpreise begannen den Monat mit einem positiven Trend. Brent-Rohöl machte die Verluste durch den Kontraktwechsel schnell wett und überschritt im Tagesverlauf die Marke von 68 US-Dollar pro Barrel. Aufgrund des Labor Day blieben die US-Märkte am Montag geschlossen, was die Bedeutung der gestrigen Kursbewegungen verringerte. Marktteilnehmer konzentrieren sich weiterhin auf mögliche Lieferunterbrechungen aus Russland, so Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank.
Indien widersteht wachsendem US-Druck Die Hauptgründe sind verschärfte US-Sanktionen sowie gegenseitige Angriffe Russlands und der Ukraine auf die jeweilige Energieinfrastruktur. Von Bloomberg erwartete Daten zu den russischen Ölexporten per Schiff, die heute veröffentlicht werden sollen, werden Aufschluss darüber geben, ob und in welchem Ausmaß diese Ereignisse die Ströme der vergangenen Woche beeinflusst haben. In der Vorwoche sanken die Lieferungen insgesamt auf ein Vierwochentief, wobei die Ausfuhren nach Indien auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren fielen. Eine Gegenbewegung ist jedoch möglich.
Indien scheint nicht bereit zu sein, dem wachsenden Druck der US-Regierung im Zusammenhang mit seinen Käufen von russischem Öl nachzugeben. Der indische Energieminister verteidigte die Käufe in einem Gastbeitrag in einer inländischen Zeitung und erklärte, dass diese den Markt stabilisiert und einen drastischen Preisanstieg auf bis zu 200 US-Dollar verhindert hätten.
Finanzieller Anreiz für russisches Öl Laut informierten Kreisen wird russisches Ural-Öl für Ladungen Ende September und Oktober mit einem Abschlag von 3–4 US-Dollar pro Barrel im Vergleich zu Brent angeboten. Im Gegensatz dazu mussten indische Raffinerien kürzlich einen Aufpreis von 3 US-Dollar gegenüber Brent für US-Öl zahlen.
Inzwischen haben Saudi-Arabien und Irak die Belieferung einer indischen Raffinerie eingestellt, die im Juli aufgrund ihrer mehrheitlich russischen Eigentumsverhältnisse auf die EU-Sanktionsliste gesetzt wurde. Quellen zufolge hängt der Lieferstopp offenbar mit Zahlungsproblemen zusammen. Diese Raffinerie mit einer Kapazität von 400.000 Barrel pro Tag – fast 8 % der gesamten indischen Raffineriekapazität – wird nun voraussichtlich vollständig von russischen Importen abhängig sein. Berichten zufolge ist die Auslastung jedoch zuletzt aufgrund der Sanktionen auf 70–80 % gesunken.