Sterling steuert auf die Marke von 1,3000 zu
Britisches Pfund schwächt sich ab, da Finanzministerin vor steigenden Kreditkosten und möglichen Steuererhöhungen warnt
Das Britische Pfund (GBP) setzte am Dienstag seine Schwäche gegenüber den wichtigsten Währungen fort und fiel auf etwa 1,3070 gegenüber dem US-Dollar (USD). Der Rückgang erfolgte vor dem Hintergrund wachsender Sorgen, dass die britische Finanzministerin Rachel Reeves in der anstehenden Herbsthaushaltsrede Steuererhöhungen einführen könnte, um ein Haushaltsdefizit von 22 Milliarden Pfund zu decken. Anleger reagieren zunehmend vorsichtig und preisen die Möglichkeit einer strafferen Fiskalpolitik sowie deren Auswirkungen auf eine mögliche geldpolitische Lockerung ein.
Laut einem Bericht der Sunday Times prüft Finanzministerin Reeves über 100 verschiedene Steuer- und Ausgabenoptionen, wobei der Schwerpunkt auf einkommensstarken Haushalten liegt. In ihren jüngsten Äußerungen betonte sie, dass die Inflation „zu langsam zurückgegangen“ sei, wodurch die britische Wirtschaft höheren Kreditkosten ausgesetzt werde. Reeves erklärte, dass ihre kommenden Haushaltsentscheidungen darauf abzielen werden, den Inflationsdruck zu verringern.
Während der europäischen Handelssitzung am Dienstag setzte das Währungspaar GBP/USD seine Abwärtsbewegung fort, da der US-Dollar fest blieb. Der US-Dollar-Index (DXY), der die Entwicklung des Greenbacks gegenüber sechs wichtigen Währungen misst, bewegte sich um 99,85, nachdem er kurzzeitig ein Dreimonatshoch bei rund 100,00 erreicht hatte.
Die Marktstimmung änderte sich nach Kommentaren des Vorsitzenden der US-Notenbank (Federal Reserve), der erklärte, dass eine Zinssenkung im Dezember „alles andere als sicher“ sei. Laut dem CME FedWatch Tool sank die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte bei der Dezember-Sitzung auf 67,3 %, gegenüber 94,4 % in der Vorwoche. Auch Mary Daly, Präsidentin der Federal Reserve Bank von San Francisco, äußerte sich vorsichtig und sagte, dass zukünftige Entscheidungen datenabhängig bleiben und die Geldpolitik angesichts der über dem Zielwert von 2 % liegenden Inflation moderat restriktiv bleiben müsse.
Mit Blick auf die kommenden Tage wird das Währungspaar GBP/USD durch die Veröffentlichung der ADP-Beschäftigungsänderung in den USA für Oktober beeinflusst, die am Mittwoch erwartet wird. Da die offiziellen Nonfarm Payrolls aufgrund des Regierungsstillstands nicht veröffentlicht werden, werden Investoren die ADP-Zahlen genau beobachten. Ökonomen erwarten einen Nettozuwachs von 24.000 Arbeitsplätzen im Privatsektor nach einem Rückgang um 32.000 im September. Anzeichen einer robusten Arbeitsmarktlage könnten die Erwartungen weiterer Zinssenkungen durch die Federal Reserve weiter dämpfen.
Aus technischer Sicht steht das Britische Pfund weiterhin unter Druck und handelt unter dem 200-Tage-Exponentiellen Gleitenden Durchschnitt (EMA) bei 1,3279. Der 14-Tage-Relative-Stärke-Index (RSI) ist unter 30 gefallen, was auf überverkaufte Bedingungen hinweist und den Abwärtstrend bestätigt.
Wichtige Unterstützung liegt auf dem psychologisch wichtigen Niveau von 1,3000. Ein Durchbruch unter diese Marke könnte den Weg für weitere Verluste ebnen. Auf der Oberseite liegt der Widerstand in der Nähe des Hochs vom 28. Oktober bei 1,3370.
Das Britische Pfund steht vor einer komplexen Kombination aus fiskalischen und geldpolitischen Herausforderungen. Mit der Aussicht auf mögliche Steuererhöhungen durch Finanzministerin Reeves und einer unsicheren Haltung der Bank of England bleibt das GBP anfällig. Der US-Dollar profitiert derweil weiterhin von den gesunkenen Erwartungen an Zinssenkungen und robusten Wirtschaftsdaten. Händler sollten die bevorstehenden Arbeitsmarktdaten und Äußerungen der Zentralbankvertreter genau beobachten, da diese den weiteren Verlauf des GBP/USD in den kommenden Wochen entscheidend beeinflussen könnten.